„Beifuß-Baum“ trägt wieder fleißig

4. Dezember 2023 Von Katja Sagan 0

Liebe Kunden,

seit einigen Jahren beobachten wir, jedes Jahr aufs Neue, das Beifuß-Angebot im Supermarkt. Wir rätseln, ehrlich gesagt immer noch, ob das ernst gemeint ist, was Sie dort als Beifuß angeboten bekommen. Aber dazu eine kurze Vorgeschichte.

Schon als Kinder saßen wir mit der Mama oder den Großeltern im Garten und haben den gesammelten Beifuß für den Wintervorrat vorbereitet. Dazu war es nötig, die kleinen Blättchen ganz penibel abzuzupfen. Als Kind wollte man gern schnell fertig werden, aber wenn die Geduld dann zu Ende ging, dann zupfte die Mama nochmal nach. Sie sagte dann immer: „Das reicht noch nicht, oder möchtest du bitteres Essen?“ Ja, heute wissen wir um die Eigenschaften des Beifußes und dazu gehören auch seine Bitterstoffe, welche nicht negativ sind, denn sie fördern und unterstützen die Verdauung. In den Blättchen sind reichlich davon vorhanden. In den geschlossenen Knospen jedoch, finden wir neben den wichtigen Bitterstoffen auch die feinen Aromen, welche unserem Gericht erst den typischen Beifuß-Geschmack verleihen. Reine Bitterstoffe möchte kaum jemand an seinem feinen Gericht. Beim Sammeln ist es ganz wichtig, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Die Knospen sollten unbedingt noch geschlossen sein, aber nicht zu fest. Ganz kurz vor dem Aufgehen ist es ideal.

Das Alles beachten wir auch heute noch. Unser Beifuß wird zum perfekten Zeitpunkt geerntet und dann sehr zeitaufwändig gezupft und gebündelt. Die dicken Stiele und Blätter werden kompostiert. Die Bündel werden dann getrocknet und an unserem „Beifuß-Baum“ präsentiert. Ein Bündel kostet dann 2,50 Euro und wird von unseren Kunden genutzt um schwer verdauliche Gerichte, wie fette oder blähende Speisen, zu verfeinern. Das muss nicht immer die Weihnachtsgans sein, ist aber eines der bekanntesten Beispiele. Auch wir als Veganer nutzen Beifuß, da wir den Geschmack lieben. Bei uns verfeinert er meist Hülsen- und Krautgerichte.

Aber nun möchte ich noch einmal zurück zu dem verwirrenden Angebot im Supermarkt kommen. Wir dachten früher immer, dass der gerebelte Beifuß, welchen es in der Gewürzabteilung gibt, schon eine große Frechheit am Kunden ist, da es sich hier nicht um die Knospen handelt, wie viele denken, sondern um das gerebelte Kraut. Aber seit einigen Jahren ist das Angebot in der Gemüseabteilung oder an der Tiefkühltruhe noch erschreckender. Es handelt sich dabei um all das, was wir kompostieren. Stiele, Blätter und teilweise wenige geöffnete Blüten, das ist alles, was Sie in den Packungen finden.

Für ca. 1,50 Euro erhalten Sie dann den Grünschnitt auch noch in Bio-Qualität. Das Wissen über die Verwendung und den Zweck ist völlig verloren gegangen. Wir finden das traurig und erschreckend. Ein Zeichen dafür, dass Wissen keine Voraussetzung mehr für Angebote ist. Sie als Verbraucher sind gefragt. Ein Tipp von uns: Erinnern Sie sich an Ihre Großeltern und denken Sie darüber nach was diese zu dem Angebot sagen würden.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine ruhige und gesegnete Adventszeit voller Genuss.

Ihr Team der Kräutermanufaktur